Die Daten und ich.
In unserer neuen Serie Die Daten, die Cloud, das WLAN und ich reden wir über Optionen. Noch haben wir Zeit, gründlich zu überlegen was mit der Flut an Daten geschehen soll, die gespeichert und verwaltet sein will. Doch für viel zu viele Firmen, Manager und Individuen ist Datenmanagement immer noch eine lästige Sache, die am besten ausgelagert, der IT-Abteilung oder den großen Playern der IT-Wirtschaft überlassen wird.
Dies ist der erste Beitrag dieser Reihe.
Alles begann mit einem großen Traum der Menschheit. Schon die Enzyklopädisten und einige Fürsten und Erzherzöge des 18. Jahrhunderts strebten danach, „das Wissen der Menschheit dem Volk in Frankreich, Österreich, Deutschland zu vermitteln„, und zwar in Form von Kunstsammlungen, „Wunderkammern“ oder alphabetisch geordneten Textartikeln. Dieser Traum wirkt weiter bis heute. In den frühen Tagen des Internets motivierte er die Leute hinter Wikipedia, dem Internet Archive, Google und vielen anderen. Mittlerweile ist der Ansatz schon ein Stück globaler, es geht um universellen Zugang zum Wissen oder, wie man es bei Google ausdrückt: „die Informationen der Welt zu organisieren und allgemein zugänglich und nutzbar zu machen„.
Was kann schon schief gehen, wenn die gebildete Elite einer der führenden Nationen der Welt ein so edles Ziel verfolgt? Murphys Gesetz hat dazu eine Aussage für uns: Wenn etwas schief gehen kann, wird es auch schief gehen.
Seit fast zwei Jahrzehnten nutzen wir eifrig und mit Freude all die großartigen Messaging-, Such-, Navigations- und Analysetools. Und begierig warten wir auf die nächste Errungenschaft, die ausgehend von the valley alle Länder dieses Planeten erobert, in denen das Internet frei genug ist, um sie zu verbreiten. Es gab von Anfang an Kritik, nicht nur von notorischen Verschwörungstheoretikern. Besonders IT-Insider, aber auch vernünftige Menschen mit Weitblick aus anderen Branchen warnen und zitieren gern ein altes, aber weises Sprichwort: Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch.
Im Jahr 2006, als die erste Browserleiste von Google angekündigt und zur Installation auf so gut wie jedem Heim-PC auf der Welt propagiert wurde, gab es den ersten lauten Aufschrei von Branchenkennern und Konkurrenten. Er bekam einige mediale Aufmerksamkeit, und das Thema „Wem gehören die Daten und wer darf sie nutzen“ sollte uns mit seinen verschiedenen Facetten von jenem Moment an dauerhaft beschäftigen.
Als Ende 2010 einige interessante Einblicke aus der kostenlosen Version von Google Analytics verschwanden, konnten wir nicht behaupten, man hätte uns nicht gewarnt. Im Jahr 2011 wurde stolz die Premiumversion präsentiert – Preis: 150.000 US-Dollar/Jahr. Inzwischen hat Google die Analytics 360 Suite eingeführt, und 150.000 pro Jahr sind nur der Startpreis für die einfachste Version.
Das Geschäft mit den Daten hat sich im letzten Jahrzehnt zu einer Multimilliarden-Dollar-Industrie entwickelt. Die Unternehmen mit den besten, bedienerfreundlichsten, am weitesten verbreiteten und wohlgemerkt kostenlosen Informations- und Kommunikationstools auf dem Markt sind die großen Gewinner in diesem Spiel. Während sie nun ernten, was sie gesät haben, dämmert dem Rest von uns, dass uns gerade das verkauft wird, was wir umsonst hergegeben haben. Fairerweise darf dabei nicht vergessen werden, wie aufwändig die Entwicklung solcher Softwareprodukte ist, wie viel technische Kompetenz, jahrelange Expertise, geistige, intellektuelle und materielle Ressourcen dafür erforderlich sind. Warum sollte das jemand umsonst tun? Was ist verkehrt daran, dass derjenige jetzt viel Geld damit verdient?
Kommen wir nochmals auf die eingangs gestellte Frage zurück, was schief gehen kann. Bei der Antwort kombinieren wir Murphys Gesetz mit einem bekannten geflügelten Wort aus dem späten 16. Jahrhundert, das häufig Sir Francis Bacon zugeschrieben wird: „Wissen ist Macht.“ Jetzt kommen wir auf das Wesentliche: Wer die Kontrolle über große Mengen an Daten besitzt, ist in der Lage, menschliches Verhalten vorherzusagen und möglicherweise zu beeinflussen.
Die jüngsten Datenpannen und Vorfälle vom Kaliber des Facebook-Cambridge-Analytica Skandals haben Regierungen und Unternehmen dazu veranlasst, nach mehr gesetzlich geregeltem Datenschutz zu rufen. Doch selbst mit den inzwischen gewachsenen Regulativen wie der DSGVO der EU und ähnlichen Gesetzen in anderen Ländern scheinen die Behörden einen aussichtslosen Kampf zu führen. Jeden Tag werden mehr Daten schneller generiert als wir regulieren können. Gerade mal die größten der Hauptakteure am Markt verfügen über die finanziellen und personellen Ressourcen, um mit dem Tempo Schritt zu halten, Regierungen und Einzelpersonen gewöhnlich nicht.
Datenschutzregulierungen weltweit
Was also tun? Lassen wir Neid- und Steuergerechtigkeits-Debatten ebenso außen vor wie Weltuntergangs-Szenarien aller Art, und betrachten wir das Ganze nüchtern. Es kristallisieren sich zwei wesentliche Faktoren heraus, über die sich das Nachdenken lohnt:
- Die Herausforderung liegt im Umfang: Es sind nicht die Daten selbst, die manchen das große Geld und vielen ein Risiko einbringen, sondern deren große Masse und zentralisierte Analyse. Die Daten einer durchschnittlichen Person werden selten für mehr als 50 Cent gehandelt. Selbst der verrückteste aller Hacker würde kaum einen Code schreiben, um einzelne Datenbits zu stehlen.
Apropos: Wenn es Sie interessiert, wie viel Ihre persönlichen Daten tatsächlich wert sind, schauen Sie sich diesen interessanten Rechner an. - Die Herausforderung liegt in der Struktur: Jede ausgelagerte zentralisierte Struktur für Datenspeicherung, -austausch oder -analyse ist Wasser auf die Mühlen der Big Player und steigert die Wahrscheinlichkeit und das Schädigungspotenzial möglicher Datenpannen sowie die Attraktivität von Angriffen oder Manipulationen um ein Vielfaches. Auch hier haben wir ein Sprichwort parat: Gelegenheit macht Diebe.
Eine weitere interessante Frage ist: Brauchen wir immer big data, um sinnvolle Auswertungen zu erstellen? Offensichtlich nicht. Mit Hilfe global gesammelter Daten das Grippevirus aufzuspüren, das sich in diesem Winter am wahrscheinlichsten pandemisch ausbreiten wird, ist bestimmt sinnvoll. Geht es hingegen darum, geeignete Vertriebswege für ein Nischenprodukt in einem regionalen Markt zu finden, können globale Daten nutzlos sein und sogar Schaden anrichten.
Daraus ergibt sich gleich die nächste Frage: Können big data oder spezifische, von mir selbst gesammelte Daten mir, meiner Familie oder meinem Unternehmen helfen, mein Leben oder meinen Erfolg verbessern? Das kommt ganz darauf an. Daten wollen interpretiert sein. Der private oder geschäftliche Erfolg hängt nicht von Daten, sondern von Entscheidungen ab. Heute hat man viele Möglichkeiten, Daten als Grundlage für Entscheidungen zu sammeln und zu konsultieren. Für eine gute, datengestützte Entscheidung ist die Datenmenge allein jedoch völlig nutzlos, wenn wir sie nicht lesen können. Wir benötigen die richtigen Daten und das richtige Verständnis für die Analyse. Und wir brauchen differenzierte, geeignete Strukturen für verschiedene Arten von Daten. Bei einigen ist es sinnvoll, sie zu zentralisieren oder auszulagern, bei anderen nicht.
Es ist absolut zu begrüßen, dass Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen anfangen, das Thema Daten ernster zu nehmen. Anstatt sich jedoch nur darauf zu konzentrieren, die Bestimmungen des Verbraucherschutzes einzuhalten, sollte jedes Unternehmen auch das Potenzial und den Wert seiner eigenen gesammelten Daten kennen. Anstatt der IT-Abteilung oder externen Diensten standardmäßig die Kontrolle über die anfallenden Daten zu überantworten, sollten intern der bewusste Umgang und die kritische Kompetenz auf allen Managementebenen gefordert und gefördert werden. Informiertes kritisches Denken muss von den frühen Kindheitstagen an im gesamten Lehrplan und in der beruflichen Laufbahn gepflegt werden. Datenbewusste, aber dennoch skeptische Entscheidungsträger werden einer der Schlüsselfaktoren für den zukünftigen Erfolg sein. Die Fähigkeit, verschiedene Arten von Daten zu unterscheiden und sie jeweils sinnvoll zu verwalten, auszuwerten und für Entscheidungen heranzuziehen sollte eine Kernkompetenz in jedem modernen Unternehmen sein.
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