Nadelöhr Bandbreite
5G, autonomes Fahren, Big Data, künstliche Intelligenz, virtuelle Realität, 3D-Druck, E-Health oder E-Learning sind nur einige der Begriffe, die uns in Zusammenhang mit Digitalisierung begegnen. Einige davon bereits Realität, sollen bis 2025 auch alle anderen Meilensteine der Digitalisierung gelegt sein. Neben etlichen anderen Ländern will auch das österreichische Bundesministerium die Digitalisierung vorantreiben und eine mögliche digitale Kluft bis 2020 schließen. Mit ihrer Breitbandstrategie werden Maßnahmenpakete umgesetzt. Dabei gilt folgender Leitsatz:
Ein diskriminierungsfreier, sicherer und leistungsfähiger Zugang zum Internet soll als Element der Daseinsvorsorge für jedermann zur Teilhabe am Wirtschaftsleben und an der Gesellschaft sichergestellt werden.
Dieses Vorhaben ist nicht verwunderlich, nutzen laut Global Digital Report 2018 weltweit bereits mehr als 4 Milliarden Menschen das Internet (in Europa sind es 80%) – Tendenz steigend. Zwei Drittel der Weltbevölkerung hat ein Mobiltelefon.
Laut Zukunfstforschern soll es bis 2020 dreimal so viele Geräte (dazu zählen zum Beispiel auch Fahrzeuge) geben, die online sind, als Menschen weltweit. 90% aller Daten sind erst in den letzten zwei Jahren entstanden – Tendenz steigend.
Was hat das alles mit der Bandbreite zu tun?
Ohne flächendeckend verfügbares ultraschnelles Internet ist diese Entwicklung nicht möglich. Der Breitband-Internetzugang gilt als Fundament für den digitalen Wandel. In der Realität sieht es noch immer so aus, dass ganze Gebiete ohne Breitband Internet auskommen müssen oder Menschen gar keinen Zugang zum Internet haben. Oft kommt es auch vor, dass Glasfasernetze bereits ausgebaut werden, aufgrund der Kosten jedoch auf einen Anschluss bis in die Wohnung verzichtet wird.
In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass sich Länder gar nicht immer einig sind, ab welcher Rate man von „Breitband“ spricht. Deutschland hält sich wie die Internationale Fernmeldeunion und die Weltbank an eine Datenübertragungsrate von über 2038 kBit/s, die österreichische Regulationsbehörde spricht von einer Downloadrate von mehr als 144 kBit/s, wohingegen die USA einen minimalen Downstream von 4 Mbit/s sowie einen minimalen Upstream von 1 Mbit/s nennen. Bis in die 2000er hinein wurden ausschließlich die Kupferleitungen des Telefonnetzes genutzt, welche aber nur zur Überbrückung von kurzen Distanzen und nicht für den Transport großer Datenmengen geeignet sind.
Die Lösung: Die Glasfaser (oder auch Lichtleiter genannt) wird inzwischen direkt zum Verbraucher gelegt und garantiert keine Übertragungsverluste über größere Distanzen und hohe Bandbreitenreserven. Dabei werden Glasfaserkabel bis ins Gebäude oder sogar bis in die Wohnung geführt. Man vergesse dabei nicht auf die sogenannte Last Mile, die zu Problemen führen kann, dann nämlich, wenn die „letzten Meter“ zum Hausanschluss alte Kupferkabel sind.
Back to Basics: Wieviel Bandbreite brauche ich als User?
In vielen Fällen ist die Bandbreite unkritisch, bei normalem Surfen im Internet scheint eine Bandbreite von 2 Mbit/s ausreichend zu sein. Anders sieht es da schon beim Streamen von Filmen aus und natürlich ist hier die Downloadrate entscheidend. Hier ein paar Empfehlungen der österreichischen Regulierungsbehörde:
VOIP
0,1 Mbit/s Download/Upload (Skype)
Video
1 Mbit/s Download (Youtube)
SD 3 Mbit/s Download (Netflix)
HD 5 Mbit/s Download (Netflix)
UltraHD 25 Mbit/s Download (Netflix)Musik
0,32 Mbit/s Download (Spotify)
Tja und da die Enwicklung Richtung UltraHD geht, wird auch der Wunsch nach mehr Bandbreite nicht kleiner werden.
Welche Rolle spielt in diesem Kontext die Netzneutralität?
Netzneutralität bedeutet alle Daten gleichberechtigt und ohne spezifische Manipulationen zum Empfänger zu transportieren. „Eine völlige Neutralität würde bedeuten, dass alle Daten in jeder Hinsicht gleich behandelt werden. In solch einem „egalitären Netz“ werden keine Dienste unterschieden oder sonstige Kriterien berücksichtigt, wie Plattform, Sender oder Empfänger.“ Um dem gerecht zu werden und die immer größer werdenden Datenmengen gleichberechtigt zu bewältigen, muss die Kapazität der Netze permanent erhöht werden. Von manchen Anbietern wird die Netzneutralität abgelehnt, um verschiedene Daten mit unterschiedlicher Qualität zu übertragen. Die Gefahren dabei sind nicht unwesentlich: Unternehmen könnten Internetdienstanbieter dafür bezahlen, deren Inhalt bevorzugt zu behandeln und zum Beispiel Videos einer bestimmten Plattform mit höherer Geschwindigkeit zu übertragen.
Unter Trump wurde in den USA im Juni 2018 die Netzneutralität und damit ein Grundprinzip des Internets abgeschafft. Wie wirkt sich das auf den Benutzer aus? „Einerseits können Provider für die Nutzung bestimmter Dienste nichts verrechnen, was als Zero Rating bezeichnet wird. Andererseits könnten sie manche Datenpakete priorisieren, womit dann beispielsweise Netflix besser lädt als Amazon Prime“ In der EU gilt nach wie vor die Netzneutralität, wenngleich mit Kompromissen. Zero Ratings sind nicht verboten und werden bereits fleißig eingesetzt. Zum Beispiel bietet der österreichische Mobilfunkanbieter A1 seine Tarife mit verschiedenen „A1 Free Stream“ Produkten an. Beim teuersten Tarif kann auf allen gängigen Musik- und Video-Streaming-Plattformen gesurft werden, ohne dass es vom Datenvolumen abgezogen wird. Bei günstigeren Tarifen fallen meist die Video-Streaming-Plattformen oder Social-Media-Kanäle weg. Auf den ersten Blick scheinen diese Angebote sehr attraktiv, aber bei genauerem Hinsehen kommen Zweifel an dieser Methodik auf – man könnte sogar in den Raum stellen, dass der freie Zugang zum Internet in Gefahr ist.
Das Ende für Flatrates?
Zero Rating-Modelle sind nur attraktiv, wenn das Datenvolumen knapp ist und der Benutzer sich einteilen muss, was er damit macht. Ohne Beschränkung nach oben ist es schließlich unerheblich, dass ein bestimmter Musikstreaming-Anbieter Teil des Zero Rating-Paketes ist oder nicht. Und in den meisten Fällen, so wie in unserem oben genannten Beipiel, bekommt man das kostenlose Streaming nur bei den teuren Tarifen und zahlt damit sowieso jeden Bit an Bandbreite. Das Ende bedeutet es daher wahrscheinlich nicht, aber Tarife mit hoher oder unlimitierter Bandbreite werden teurer.
Wie sich die Preise in Zukunft gestalten werden, bleibt natürlich noch offen, aber außer Frage steht, dass durch 5G, autonomes Fahren, künstliche Intelligenz, UltraHD oder was auch immer die digitale Zunkunft bringt, im privaten und aber noch viel mehr im öffentlichen Bereich mehr Bandbreite benötigt wird.
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