WiFi-Frust im Urlaub? Muss nicht sein, zumindest nicht unbedingt.
Der Sommer ist da und mit ihm der wohlverdiente Urlaub. Sie freuen sich schon seit Monaten auf 14 Tage Fidschis oder Malediven und lächeln süffisant bei dem Gedanken, wie fotogen die Bilder vom mehlweißen Palmenstrand mit türkis glitzernder Brandung Ihr Facebook-Profil aufpeppen werden. Falls Oma die lieben Enkelkinder vermisst, kann man immer ein bisschen videochatten, es gibt gratis WLAN!
Aber haben Sie nicht auch schon mal erlebt, dass die Realität vor Ort ein bisschen anders aussieht? In paradiesischen Resorts, speziell fern der Zivilisation, ist gratis WLAN zwar Standard, jedoch lässt der Speed oft zu wünschen übrig. Schon im Flugzeug, selbst im neuesten A380, läuft die Verbindung zunächst vielleicht noch ganz gut, aber mit der Zeit kommt sie ins Stocken. Den Bild-Anhang zum E-Mail laden sie dann doch lieber später runter.
Im Hotel angekommen, am Counter zum Check-in stehen Sie in der Schlange. Ein idealer Moment – bis Sie dran sind, senden Sie einen ersten Schnappschuss an die lieben Zuhausegebliebenen, posten auf Facebook, Instagram oder checken die Ergebnisse der Fußball WM. Leider Fehlanzeige: Ewig dreht sich der Spinner (der kleine Kreisel, Donut oder ein sonstiges bewegliches Element, das uns die Wartezeit anzeigt), aber die Seite bleibt weiß. Keine Chance.
Das ist zwar ärgerlich, aber seien wir mal ehrlich – WLAN im Flugzeug – sind wir nicht alle schon ein bisschen verwöhnt? In der Heimat in jedem Haus Glasfaser, Einwahlknoten zwei Blocks weiter, gibt es solche Probleme kaum. Aber in 10.000 m Flughöhe über dem Ozean, oder in der paradiesischen Bucht auf der kleinsten Seychelleninsel fern jeglicher urbaner Zivilisation … woher haben die eigentlich überhaupt Internet?
Woher kommt das Internet unter Palmen?
Die Verbindung zum Internet, die ein Hotel oder jeder andere Betrieb braucht um „free WiFi“ anzubieten, wird unter Technikern als Uplink bezeichnet. Diesen Uplink bezieht die Hotellerie vom Telekom- oder spezialisierten Breitband-Anbieter über ein Glasfaser- oder, wenn nicht vorhanden, Kupferkabel. Sie haben es sicher schon erraten, das Glasfaserkabel ist mit Abstand am leistungsfähigsten. Aber auch Kupfer ist nicht ganz schlecht – wenn es denn dorthin reicht, wo das Hotel steht.
Die schönsten Lagen für die Ferienhotellerie sind nämlich nicht unbedingt Stadtzentren, sondern oft landschaftlich reizvolle Gebiete in den Bergen, in Naturparks, und so weiter. Je isolierter die Zone, umso öfter muss ein Funknetz das Ende des Erdkabels bis zum Tourismusresort überbrücken.
Und was ist mit Inseln? Größere sind oft über Tiefseekabel angebunden – hier eine interessante Karte dazu. Bei Atollen reicht das Kabel meist nur bis zur Hauptinsel, danach muss wieder ein Funknetz einspringen – oder gleich ein Satellit, wie beim Flugzeug. Das ist allerdings eine ziemlich teure Sache, und die Bandbreite ist begrenzt.
Seit 2020 gibt es außerdem den ersten, nicht kabelgebundenen Internetzugang, mit dem Elon Musks Unternehmen SpaceX in mehreren Ausbaustufen Hochgeschwindigkeits-Internet weltweit bereitstellen will. Derzeit bereits in vielen Ländern verfügbar, sind die Kosten aber noch ziemlich hoch, und nicht jede oder jeder möchte oder kann eine Satellitenschüssel aufbauen und diese von draußen nach innen mit einem Router verkabeln. Die höheren Latenzen sind außerdem für manche Internetanwendungen ein Problem, und so ist es (noch) nicht sehr wahrscheinlich, dass wir als Gäste bei einem beliebigen Hotelaufenthalt über dieses Netz online gehen.
Für die geplante weltweite Abdeckung braucht es außerdem noch ziemlich viele Satelliten. Einzelne Starlink-Karawanen kann man mittlerweile am Nachthimmel beobachten, mehrere tausend sind bereits im All unterwegs.
Nach Musks Plänen sollen es 30.000 werden. Kritiker bemängeln die zunehmende Vermüllung des Weltraums, deren Folgen wir heute noch gar nicht einschätzen können, und auch die Machtkonzentration für eine derartige Kommunikationsinfrastruktur in den Händen einer Privatperson.
Wieso ruckelt und klappert es da?
Vielleicht kümmern uns aber solche machtpolitischen oder ethischen Fragen als Anwender weniger, eher geht es um die Funktionalität. Sind das nicht schon alles Daten-Autobahnen? Zum Teil ja, aber genau wie zur rush hour auf der Autobahn kann es im Satellitennetz oder selbst im leistungsfähigsten Kabel eng werden, wenn alle gleichzeitig unterwegs sind. In den schmaleren Kupferkabel-Gassen und auf den Kreuzungen zwischen den Technologien geht dann vielleicht gar nichts mehr. Dieses letzte Stück des Weges, das die Verbindung von der Glasfaser-Autobahn bis zu Ihnen und Ihrem Gerät zurücklegt, nennen Techniker gern die last mile.
Sie ahnen es bereits: Diese last mile umfasst auch Ihr gratis WLAN im Hotel. Tja, und zur schönsten Ferienzeit ist das natürlich ausgebucht bis aufs letzte Zimmer, überdies haben alle anderen Urlauber die gleiche Idee wie Sie: Freunden und Verwandten zeigen, wie toll es hier ist.
Aber keine Panik – Sie können etwas tun: Hier kommen unsere Tipps, wie Ihr Urlaub trotzdem nicht zum Internetfiasko wird.
Der WiFi-Survival-Guide für schlaue Urlauber
1. Auf das Timing kommt es an.
Meiden Sie Spitzenzeiten. Die mit Abstand häufigsten Probleme ergeben sich bei langsamen Verbindungen durch timeouts – es dauert einfach zu lange, bis Ihr Gerät auf eine Web-Anfrage eine Antwort bekommt, und es gibt deshalb eine Fehlermeldung aus. Die beste Lösung: Surfen wenn wenig los ist! Beobachten Sie, wann am meisten Gäste im Haus mit ihrem Handy spielen und meiden Sie diese Zeiten. Gehen Sie ganz früh oder sehr spät zum Frühstück oder Abendessen, und erledigen Sie Ihre E-Mails während die anderen Gäste beim Essen sitzen. Je weniger Leute im Netz, desto mehr Bandbreite gibt es für Sie. Sie bleiben gerne lange auf? Perfekt, wenn alles schläft haben Nachteulen freie Bahn.
2. Der richtige Ort.
WLAN wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Es handelt sich um eine Funktechnologie. Die Signale, die dabei verwendet werden, können durch Wände gehen, prallen aber auch von bestimmten Oberflächen ab und können von Menschen und Materialien absorbiert werden. Manchmal hat man an einem bestimmten Ort perfekten Empfang, manchmal nicht. Laufen Sie herum, um zu sehen, wo das Signal am stärksten ist. Aber beachten Sie: Sie können ein perfektes Signal haben, aber immer noch keine Internetverbindung: siehe #3
3. On/Off- Beziehung
Das WLAN Signal ist gut, aber Sie sind trotzdem offline? Dann sollten Sie zuerst den Browser öffnen – tippen Sie einfach das Chrome/Explorer/etc. Icon auf dem Smartphone an, versuchen Sie irgendeine Seite (etwa Ihre bevorzugte News-Seite) zu laden und warten einfach was passiert. In den meisten Hotels wird eine Anmeldeseite angezeigt, auf der Sie die Zugangsdaten, die Sie beim Check-in erhalten haben, eingeben können. Meistens finden Sie Anweisungen, was als nächstes zu tun ist, um Zugang zu erhalten. Wenn der Versuch fehlschlägt, schließen Sie den Browser, öffnen Sie ihn erneut und versuchen Sie eine andere Webseite. Sie können aber auch das WLAN auf Ihrem Handy deaktivieren und wieder einschalten. Das kann das Umleitungs-Problem beheben und Sie auf die richtige Anmeldeseite bringen.
4. Nutzen Sie den Abreisetag.
In den meisten Resorts gibt es bestimmte An- und Abreisetage (oft Samstag, aber fragen Sie ruhig an der Rezeption). Eine ganze Gruppe steht beim Check-out am Counter? Es wird ein bisschen dauern bis die Zimmer gereinigt und wieder belegt sind, die nächste Anreise ist erst in ein paar Stunden. Nichts wie los – entern Sie das WiFi!
5. Alles eine Frage der Einstellung.
Ihr Smartphone baut, je nachdem wie viele Apps aktiv sind, im Hintergrund mehrere Datenverbindungen gleichzeitig auf. Das kann den Webzugang belasten und verlangsamen, insbesondere wenn Updates mitkommen. Bei den meisten Geräten werden diese Updates von selbst heruntergeladen, was meistens von uns völlig unbemerkt bleibt.
Deaktivieren Sie ein paar Apps, oder zumindest die automatischen Updates. Wenn unbedingt nötig lassen Sie sie nachts laufen – so haben Sie beim Aufstehen ein frisch upgegradetes Gerät, und untertags flutscht es beim Surfen besser.
Bei Android Geräten können automatische Updates von Apps über den Google Play Store im Menü Einstellungen deaktiviert werden. Bei Apple Geräten scrollen Sie im Menü Einstellungen nach unten zum Menü iTunes & App Store und deaktivieren hier die automatischen Updates.
6. Seien Sie nett zur Crew.
Die meisten Hotels tun alles dafür, dass Sie als anspruchsvoller Gast eine möglichst funktionierende Internet-Anbindung haben. Sie kaufen tolle Software mit Bandbreitenmanagement wie die IACBOX, statten Indoor- und Outdoor-Bereiche mit guter Hardware-Abdeckung aus, etc. Aber wenn die Kabelverbindung gerade im Tropenregen ertrinkt, der Controller wegen des Stromausfalls die Konfiguration verliert oder ein Gewitter die Funkantenne lahmlegt, brauchen sie Zeit, alles wieder zu richten. Der nächste Netzwerk-Fachmann ist mitunter hunderte Kilometer entfernt.
Fazit: Das Personal kann meistens nichts dafür, dass die Verbindung schlecht ist oder das Netz überlastet, und auch das Management sollten wir mit Gnade behandeln, wenn wir mal nicht einloggen können. Außerdem ist nicht immer der Uplink oder die Technik im Haus schuld. Ja, ganz genau – Bedienungsfehler sind auch häufig. Es könnte die falsche E-Mail Adresse, ein falsches Passwort oder einfach nur ein Tippfehler sein. Das Smartphone selbst ist eher selten der Grund für eine fehlgeschlagene Anmeldung, es können aber durchaus ungünstige Einstellungen (z.B.: Javascript deaktiviert) dafür verantwortlich sein, wenn es mal gar nicht klappen will.
Aber dafür kann ein Rezeptionist nicht Experte sein – fragen Sie die Leute lieber, wann am wenigsten Gäste online sind. Mit etwas Glück wissen sie das aus Auswertungen der WiFi-Software. Und dann probieren Sie nochmals einzusteigen.
7. Kaufen Sie ein Premiumpaket.
Manche Hotels und Clubs bieten kostenpflichtige WLAN-Pakete mit einer höheren Bandbreite an. Eine gute Sache, wenn Sie auch im Urlaub hin und wieder arbeiten müssen. Erkundigen Sie sich an der Rezeption, und wenn es ein Ticket mit garantierter Bandbreite gibt, dann schlagen Sie zu. Aber Vorsicht – bei einem technischen Gebrechen hilft auch das VIP-Ticket nicht, und das Meiden der digitalen rush hour ist trotzdem zu empfehlen.
8. Bitte nicht stören.
Und wenn das WLAN einmal ganz ausfällt? Lassen Sie doch Fünfe grade sein und genießen Sie die digitale Ruhe – heutzutage gibt es touristische Angebote, wo teures Geld für Offline-Zeit bezahlt wird. Immerhin ist das Ihr lang ersehnter Urlaub! E-Mail Stress und Kommunikations-Overkill holen Sie hinterher früh genug wieder ein. Jetzt gehen Sie erst einmal schnorcheln, wandern, Bogenschießen oder genießen die Sonne mit Ihren Lieben.
Schönen Urlaub! Wir sind dann mal off.
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